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Hypnose

Ein kurzer geschichtlicher Abriss


Hypnose ist eigentlich ein alter Hut. Genaugenommen ein sehr alter! Es gibt keine andere Therapiemethode , die über eine derart lange Geschichte verfügt . Natürlich ist die Kommunikationskunst der Hypnose im Wandel, so wie die Welt selbst auch verändert. Die nachfolgende Auflistung soll Ihnen dienen einen kleinen Überblick über die jahrtausendealte Geschichte zu vermitteln.
  • Die vorwissenschaftliche Epoche
Bereits bei den ältesten Kulturvölkern waren schon hypnostische Verfahren bekannt. Nach Jovanovic (1988) führen die frühesten geschichtlichen Spuren über 7000 Jahre zurück nach Mesopotamien. Von dort aus breiten sich die Hinweise auf eine Verwendung hypnotischer Techniken nach Norden, Osten und Süden aus. Auch exorzistisch- hypnotische Methoden waren schon den Assyrobabyloniern bekannt. Ägyptische Priester hatten schon um 5000 v. Chr. hypnotische Rituale zum Heilen von Krankheiten angewandt.
Überlieferungen in alten Schriften wie der Veda, weisen hypnotische Instruktionen im indischen Kulturraum nach. Im Papyrus Ebers (ca. 1550 v. Chr. wurde das)  wird der allgemeine Gebrauch der Hypnose vor jeder (!) ärztlichen Behandlung beschrieben. 
  • Das Zeitalter der Aufklärung, die Hypnose wird wissenschaftlich
Bislang waren die Ursachen für die  Wirkung der hypnotischen Rituale immer Göttern und Geistern, bzw. dem Wirken Gottes zugeordnet worden. In seinem Gutachten für die bayrische Regierung zeigte jedoch 1775 Franz Anton Mesmer (1734-1815) auf, dass das erfolgreiche Wirken des Exorzisten Pater Joseph Gassners mit den Theorien des „Animalischen Magnetismus“, zu erklären war. Aus heutiger Sicht wird dieses Ereignis als entscheidend angesehen, da Mesmer, der erste war, der eine naturwissenschaftliche Erklärung für die beobachteten Phänomene fand.
So gilt dieses Ereignis als die Geburtsstunde der wissenschaftlichen medizinischen Hypnose  und der sich aus ihr entfaltenden Psychotherapie. Auch wenn die von Mesmer gefundene Erklärung als falsch widerlegt wurde, wird er heute als großer Arzt und Therapeut geehrt.
  • Hypnose bekommt Ihren Namen
Marquis de Puysegur (1751-1825), ein Schüler Mesmers, schloss aus seinen Beobachtungen 1784, dass der durch Glaube und Wille hervorgerufene Somnambulismus (Schlafwandeln) das wirk- same Moment darstelle. Die erste psychologische Theorie der Hypnose war entstanden!
José Custodio de Faria, genannt Abbé Faria (1755-1819), ein portugiesischer Priester und Professor der Philosophie entwickelte eine Theorie des Somnambulismus, nach der dieser auf Eigenschaften des Patienten beruhe (und nicht etwa auf Eigenschaften des Magnetiseurs = Hypnotiseurs). Deshalb gilt Abbé Faria als Begründer der modernen Doktrin der Suggestion .
Der englische Augenarzt James Braid (1795-1860) verwarf nach seinen Studien die bisher geltenden Theorien (Magnet- und Fluidumtheorie) und sprach sich für „hirnphysiologische Veränderungen“ aus.
1841 benannte Braid das Verfahren um. Da er es als schlafähnliches Verhalten verstand, gab er ihm nach dem griechischen Gott des Schlafes „Hypnos“, dargestellt als Jüngling mit Flügeln an den Schläfen, den Namen „ HYPNOSE
  • Die "Klassische Hypnose"
Seit den Forschungen Milton H. Ericksons unterscheidet man die Hypnose in ihrer älteren Form vor Erickson als Klassische Hypnose von den modernen Formen der Neuen Hyp- nose seit Erickson. Mesmer, Braid, Liebeault, Bernheim, Janet und Coué gelten als Be- gründer und führende Köpfe dieser Epoche. Der klassische Hypnotiseur hat die Vorstel- lung, dass das Unbewusste zwar größere Macht in der Person hat, als deren Bewusst- sein, aber er als Hypnotiseur seine Macht über die des Unbewussten ausbreiten könne, um es zu beherrschen. 
Hierfür glaubt er sich möglichst effektiver Techniken bedienen zu müssen, um die hypnotisierte Person zu dominieren. Vor allem in der Showhypnose finden sich viele Anhänger dieses Glaubens, interessanterweise fast ausschließlich Männer. Letztlich entscheidet jedoch immer das Unbewusste, ob die sogenannten "Hypnotischen Befehle" angenommen und umgesetzt werden. Zugunsten seiner Machtansprüche verleugnet der klassische Hypnotiseur die Erkenntnisse der Hypnoseforschung seit Emile Coué (1857- 1926), der erkannte, dass Hypnose nur geleitete Selbsthypnose ist .
Trotz aller Forschung und Wissenschaft hat diese Form der Hypnose zahlreiche Anbieter und scheint sich auch einer gewissen Nachfrage zu erfreuen. Auch in der Öffentlichkeit und den Medien wird aufmerksamkeitsheischend häufig dieses Bild der Hypnose vermit- telt. 
  • Die strategische Hypnose (und Hypnotherapie)
Der strategisch arbeitende Hypnotherapeut nutzt wie Milton H. Erickson den hypnotischen Rahmen, um Situationen herbei zu führen, die selbstorganisatorische Lernprozesse fördern. Bewusste Widerstände versucht er dabei zu umgehen oder zu unterbinden, indem er seine Interventionen tarnt ( indirekte oder implizite Hypnosemethoden ). Auf der Ebene des Unbewussten strebt er Neu- (bzw. Selbst-)organisation an, da er auf das Können und die tiefe Weisheit des Unbewussten vertraut. Er versteht seine Interventionen als Angebote, aus denen sich das Unbewusste die passenden heraussucht. Die Verantwortung für die Heilung verbleibt im Unbewussten und damit in der Person.  
Problematisch wird dies Vorgehen allerdings, wenn das Bewusstsein der Person die Verantwortung für die Heilung oder die Lösung nicht übernehmen will und sich so gegen sein Unbewusstes stellt.  Auch die Begrenztheit des Therapeuten, der ja die Lösungsvor- schläge dem Unbewussten unterbreitet kann sich beeinträchtigend auswirken.
  • Die selbstorganisatische Hypnose (und Hypnotherapie)
Der Selbstorganisatorische Ansatz der Hypnose (ab ca. 1970) integriert verschiedene wissenschaftliche Ansätze in sein therapeutisches Handeln, die Milton H. Erickson zwar im Ansatz praktisch bereits vorwegnahm, die theoretisch mangels Begrifflichkeit noch nicht zu greifen waren. Es sind dies u.a. die Erkenntnistheorie von Humberto Maturana die Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick et al.  und die Wissenschaft der Selbstorganiation, der Synergetik, die Hermann Haken mitbegründete.
Die Selbstorganisatorische Hypnose geht davon aus, dass Systeme, damit auch Menschen als Individualsysteme von außen nur verstörbar sind, niemals aber zu bestimmen. Im Rahmen hypnotherapeutischer Rituale werden selbstorganisatorische Prozesse angestoßen, die eine Kooperation zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten fördern. Ebenso werden jedoch die bergenden (Meta-)Systeme (Familie, Beziehungsumfeld) in die Selbstorganisationsprozesse einbezogen, wie auch die Teil- bzw. Subsysteme des Individuums (Teile des Unbewussten).
2007 wurde in Mainz die Deutsche Gesellschaft für Selbstorganisatorische Hypnose und Hypnotherapie, e.V. gegründet, die seit ihrer Umbenennung 2011 Deutsche Gesellschaft für Autosystemhypnose, e.V. heißt.